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Brian Boru und die Schlacht von Clontarf

Brian Boru und die Schlacht von Clontarf

Hugh Frazer: The Battle of Clontarf

Irland war im Frühmittelalter in viele kleine Königreiche zersplittert – gerade die im Osten gingen aus Kolonien der Wikinger hervor: Zunächst unternahmen diese nur Raubzüge, später siedelten sie sich auf der Grünen Insel an und gründeten eigene Städte, wie z.B. Dublin.
Nur ein Hochkönig hat es kurzfristig geschafft, fast ganz Irland unter sich zu einen: Brian Boru aus der Sippe der Dal Cais, einem eigentlich kleinen, unbedeutenden Stamm in Munster (einem Königreich im Südwesten). Durch Gewalt machte sich Brian Boru erst zur König von Munster und unterwarf später nach und nach weitere Regionen.

Ab 1013 kam es jedoch zur Revolte, angeführt von Sitric Silberbart, dem König von Dublin, der für den drohenden Kampf Krieger im ganzen Norden rekrutierte – ob in der Normandie oder den Orkney-Inseln. Die Entscheidungsschlacht erfolgte am 23. April 1014, einem Karfreitag, in Clontarf, einer Viehweide auf der Nordseite des Flusse Liffey, die zum zentralen Ereignis von Irlands Geschichte im Mittelalter wurde.

Dieses war allerdings nie nur ein Thema der Chronisten, es kursierten auch viele Legenden und Mythen darüber. In den christlich-irischen Quellen wurde Brian Boru wahlweise zum nationalen Helden oder guten Christen hochstilisiert, der kein geringeres Ziel verfolgte und erreichte, als alle Wikinger beziehungsweise Heiden aus Irland zu vertreiben, und dem das auch gelang. Das ist in mehrerer Hinsicht falsch. Zum einen wird oft ignoriert, dass Brian Boru in der Schlacht von Clontarf ums Leben kam und alles andere als einen großen Sieg einfuhr. Zum anderen lebten auch danach noch viele Abkömmlinge der Wikinger in Irland, und deren Bekehrung zum Christentum ist eher ihrer Anpassungsfähigkeit als Brian Borus militärischem Erfolg geschuldet.

Auch die nordischen Sagen rund um Clontarf, die ihrerseits den Sieg den Wikingern zuschreiben, übertreiben maßlos, stilisieren sie die vermeintliche Niederlage doch zum großen Erfolg um und lassen die Krieger als übermenschliche, gottgleiche Recken erscheinen, die nicht aus Fleisch und Blut, sondern Stahl und Feuer bestehen.
Die Wahrheit liegt, wie so oft, in einem Graubereich dazwischen: Auf dem Schlachtfeld mag sich trotz hoher Verluste die Munster-Armee mit ihren Verbündeten durchgesetzt haben, als politischer Sieger aber hat eher König Sitric zu gelten, der seine Herrschaft über Dublin immerhin noch zwanzig Jahre lang ungestört fortsetzen konnte.

Eine zentrale Rolle in den Legenden spielt Gormlaith, eine irische Königstochter, die mit Brian Boru verheiratet, von ihm aber verstoßen worden war. Aus Rache hetzte sie ihren Sohn aus erster Ehe – niemand andrer als Sitric Seidenbart – sowie ihren Bruder, den König von Leinster, zur Revolte auf. In einer Version wird sogar behauptet, dass sie Jarl Sigurd von den Orkneyinseln ihre Hand anbot, falls der ihren Sohn unterstützte – was allein aufgrund ihres Alters höchst unwahrscheinlich ist. Erwähnung findet dies aber fast ausschließlich in den nordischen Quellen, die nicht gerade für ihre Faktentreue bekannt sind – was nicht auschlißet, dass Gormlaith, Tochter, Gattin und Mutter von Königen und eine Frau, die scheinbar uralt wurde, unter ihren Zeitgenossinnen herausragte.