Das Thema Wikinger hat es mir schon seit vielen Jahren angetan. Um diesem Interesse nachzugehen und für meine Normannentrilogie zu recherchieren, haben mich mehrere Reisen nach Norwegen, aber vor allem in der Normandie geführt. Dass die Eroberer aus dem Norden dort sesshafte wurden und ein eigenes Reich gründeten (wie es ausführlich in meinem Buch „Tochter des Nordens“ geschildert wird) zeigt schon der Name – „Nordmännerland“.
Natürlich war mir bewusst, dass die Überfälle der Wikinger weit über die Grenzen der Normandie hinaus die Menschen in Angst und Schrecken versetzten und Herrscher dazu zwangen, mit ihnen zu verhandeln, Lösegeld zu zahlen oder Land abzutreten. Besonders heimgesucht wurden neben dem „Frankenreich“ Norddeutschland, das heutige Holland – und das westliche Nachbarland der Normandie: die Bretagne.
Dennoch: Als ich 2010 zu einer Bretagne-Rundfahrt aufbrach, trieben mich zunächst Recherchen für ein anders Buch dorthin. Die „Nordmänner“ reisten sozusagen nur im Hinterkopf mit – und erwiesen sich dann doch als sehr präsent. Immer wieder stieß ich beim Besuch von Kirchen, Klöstern oder anderen Sehenswürdigkeiten auf ihre Eroberungen – so auch in den beeindruckenden Klosterruinen von Saint Guénolé in Landevénnec: Im fünfen Jahrhundert von irischen Mönchen gegründet, wurde die Benediktinerabtei im Jahr 913 von den Nordmännern geplündert, gebrandschatzt und fast gänzlich zerstört.
Kaum zurückgekehrt begann ich mich ausführlicher mit der Geschichte der Bretagne im 9. und 10. Jahrhundert zu beschäftigen: Sie war damals ein von Frankreich unabhängiges Königtum und nach dem Tod von Alanus dem Großen, einem einflussreichen Herrscher, der die Wikinger noch in Schach hielt, durch die Machtkämpfe seiner Nachfolger geschwächt. Das machte es einem gewissen Rögnvaldr leicht, das Land heimzusuchen und großteils zu besetzen. Doch anders als etwa zeitgleich in der Normandie, wo Rollo langfristig ein „Nordmännerreich“ etablierte, starb Rögnvaldr zu früh, um seine Herrschaft zu festigen. Seine Nachfolger wurden im Laufe der 30er-Jahre des 10. Jahrhunderts von Alanus Schiefbart, einem Enkelsohn von Alanus dem Großen, vertrieben. Auch danach gab es zwar immer wieder Wikinger-Raubzüge und wurden manchmal sogar vom jeweiligen Herrscher der Normandie gutgeheißen, doch die Plünderer richteten sich nie dauerhaft aufs Bleiben ein und adaptierten auch nicht die christliche Kultur.
Je mehr ich mich in den Stoff „einlas“, desto größer wurde mein Wunsch im zweiten Teil der Normannentrilogie, die, wie schon dieser Titel besagt, natürlich wieder großteils in der Normandie spielt, auch die Geschichte der Bretagne einfließen zu lassen. Meine Faszination für deren Landschaft – ob die schroffe Küste um die Pointe du Raz, die breiten Sandstränden der Ile de Crozon oder die einzigartigen Steinformationen der Côte de Granit Rose – tat ihr übriges.
Von der Schönheit dieser Region können Sie sich auf den Fotos überzeugen – von ihrer Vergangenheit mehr in meinem Buch „Kinder des Feuers“ erfahren.
Die Klosterruine Saint-Guénolé