Im Folgenden sind Fragen zusammengestellt, die mir oft gestellt werden. Wenn Sie eine Frage haben, die hier nicht beantwortet wird, können Sie mir gerne an julia.kroehn@gmx.at schreiben.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich schreibe seit ich vierzehn Jahre alt bin. Damals begann ich mich sehr für Geschichte zu interessieren, las meine ersten Historischen Romane und dachte: So etwas will ich auch schreiben.
Mich in eine andere Epoche hineinzuversetzen, alles darüber zu erfahren und in diesen vergangenen Zeiten meine Protagonisten „auferstehen“ zu lassen, ist seitdem meine größte Leidenschaft geblieben. Obwohl ich auch Kurzgeschichten schreibe, ist mir der Roman die liebste Form dafür – einfach, weil er lang genug ist, um mit meinen Protagonisten regelrecht „mitzuleben“.
Die Ausdauer, über mehrere Monate an so einer Geschichte zu schreiben, hatte ich früh. In den Sommerferien galt das Motto: Vor zwei fertigen Seiten gibt es keine Schokolade 🙂 Doch es fehlten mir lange Zeit die Lebenserfahrung, auch das Hintergrundwissen. In den ersten Jahren habe ich nur für die „Schublade“ geschrieben. Erst nach meinem Studium und meiner journalistischen Ausbildung konnte ich das, was ich immer schon mit großer Hingabe gemacht habe, auch mit dem notwendigen Handwerk verbinden – und wurde veröffentlicht.
Warum schreiben Sie vor allem historische Romane?
Ich empfinde mich nicht nur als Autorin, sondern in gewisser Weise auch als Geschichtslehrerin: Ich möchte Menschen die Vergangenheit vermitteln – allerdings nicht auf abstrakte, staubtrockene Weise, sondern lebendig, mitreißend, unterhaltsam. Für mich ist es ein ganz großes Kompliment, wenn LeserInnen mir rückmelden, dass ihnen ein Buch von mir nicht einfach nur gut gefallen hat, sondern sie wirklich etwas gelernt haben.
Überdies glaube ich, dass die Lebensbedingungen vergangener Zeiten Menschen viel häufiger in existenzielle Grenzsituationen brachten als unser heutiger quasi „gut behüteter“ Alltag. Die Umgangsformen waren archaischer, das Leben grausamer, Tod und Krankheit ein viel unberechenbarerer Teil des Alltags. Gerade solche Situationen – wenn Menschen um ihr Leben und ihre Selbstbestimmung kämpfen, wenn sie über ihre Grenzen gehen müssen, wenn sie mit sich selbst, ihren Stärken und Schwächen konfrontiert werden – machen oft einen „guten Stoff“ aus.
Wie lange schreiben Sie an einem Buch?
Das hat sich stark verändert. Je mehr das Schreiben vom Hobby zum Beruf wurde, desto professioneller wurde meine Arbeitsweise. Früher habe ich einfach drauflosgeschrieben, um dann erst zu sehen, wie sich ein Buch entwickelt – mit der Konsequenz, dass ich vieles umarbeiten und neu schreiben musste. Heute erarbeite ich zuerst ein sehr exaktes „Gerüst“; das eigentliche Schreiben geht dadurch viel schneller vonstatten. Durchschnittlich arbeite ich etwas sechs bis acht Monate lang an einem Buch, wobei ich selten eines “am Stück” fertigstelle. Meist bin ich parallel an mehreren Projekten dran – schreibe an einem, recherchiere für ein weiteres, gehe mit einem wieder anderen Stoff schwanger, lasse ein Manuskript vor der Überarbeitung erstmal “rasten”. Deswegen ist es so, dass von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung oft viele Jahre vergehen.
Wie recherchieren Sie für Ihre Bücher?
Ich lese sehr viel wissenschaftliche Literatur zum Thema, natürlich auch Originalquellen. In der Recherchephase verbringe ich sehr viel Zeit in Bibliotheken, wo ich mir Notizen mache und diese bereits in das „Grundgerüst“ des Romans einarbeite.
Sehr wichtig ist mir darüber hinaus, Originalschauplätze kennen zu lernen. Viele Ideen – z.B. wie sich konkrete Szenen ausschmücken lassen – fallen mir erst während meiner Recherchereisen ein. Solche Reisen fallen natürlich nicht immer gezielt aus: Manche Romane entstehen erst dadurch, dass ich Reisen unternehme, von bestimmten Orten fasziniert bin und vom „Genius Loci“ entsprechend inspiriert werde.
Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?
Das ist sehr unterschiedlich: Manchmal bin ich von einem Thema – ein historisches Ereignis, eine berühmte Persönlichkeit – derart fasziniert, dass ich darüber unbedingt einen Roman schreiben will.
Dann ist es wiederum so, dass oft jahrelang ein bestimmter Plot in meinen Gedanken kreist, sich weiterentwickelt – und sich dann plötzlich mit einer bestimmten Epoche verbindet.
Grundsätzlich empfinde ich es so, dass man Romanideen nicht einfach erzwingen kann, nach dem Motto: Ich nehme mir jetzt ein Blatt Papier, mache ein Brainstorming und schreibe es auf. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass sie einem „geschenkt“ werden. Man ist beim Zähneputzen, man fährt stundenlang auf der Autobahn – und dann plötzlich ist der Plot da und scheint einem regelrecht zu „gehören“. Oder man stößt ganz zufällig auf ein interessantes Thema, weil einem zur richtigen Zeit der richtige Zeitungsartikel in die Hände fällt.
Ich vergleiche das gerne mit der Partnersuche. Man kann nichts erzwingen, nichts ertrotzen – vielmehr passiert es ganz plötzlich, dass einen ein „Coup de foudre“ trifft oder aus einer jahrelangen Freundschaft Liebe erwacht.
Viele solcher „Lieben“ hege ich übrigens gleichzeitig, sprich: ich bin eine sehr promiske Autorin :-). Ich trage meist mehrere Romanideen mit mir herum.
Sie schreiben unter sehr vielen Pseudonymen – warum?
Es gibt Menschen, die wechseln alle zwei, drei Monate ihre Haarfarbe. Das ist mir fremd – ich trage seit vielen Jahren mehr oder weniger die gleiche Frisur. In kreativer Hinsicht bin ich jedoch experimentierfreudiger. Nur ein einziges Sub-Genre zu bedienen, wäre mir einfach zu eintönig – ich brauche regelmäßig die Herausforderung, etwas Neues zu probieren, meine künstlerische Komfort-Zone sozusagen zu verlassen.
Dass meine Bücher unter verschiedenen Namen erscheinen, hat ferner auch marketingtechnische Gründe. Jeder (Marken-)Name soll – so der Wunsch der Verlage – mit einer bestimmten Art von Büchern assoziiert werden. Wenn ein Leser z.B. begeistert einen Carla-Federico-Roman verschlungen hat, soll er auch beim nächsten Buch, das unter diesem Namen erscheint, eine süffige Frauensage erwarten können – kein martialisches Kriegsepos wie ich es als Kiera Brennan schreibe. Das wäre sonst so, als würde ich jemanden zu einer Reise nach Venedig einladen und wenn er dann das Flugzeug verlässt, muss er feststellen, auf den rauen Orkneyinseln gelandet zu sein. Selbst wenn er nichts gegen die Orkneyinseln hat – er wird enttäuscht sein. Und meine Bücher, so behaupte ich, unterscheiden sich nunmal teilweise so extrem wie Venedig und die Orkneyinseln.
Wann bzw. wie oft schreiben Sie?
Ich behaupte gerne über mich: Ich bin ein Freigeist, der wie ein preußischer Beamter lebt. Sprich: Mein Arbeitsalltag ist sehr reglementiert, ich schreibe grundsätzlich am Vormittag – am Nachmittag folgen Recherche und Büroarbeit.
Inwiefern verarbeiten Sie in Ihren Romanen reale Erlebnisse und Personen?
Es kommt häufig vor, dass es in einem Roman Bezüge zu meinem wirklichen Leben gibt, das Schreiben also fast schon eine Art therapeutische Verarbeitung von Erlebnissen darstellt, d.h. ich stoße häufig auf einen sehr persönlichen Aspekt der Geschichte, erkenne, dass sie – ganz unerwartet und unverhofft – ein Lebensthema wiederspiegelt.
Es gibt ein Grundthema, das immer wieder in meinen Romanen auftaucht und das mir persönlich sehr nahe ist, weil ich es selbst erst lernen musste: die Selbsterkenntnis und –akzeptanz. Ich glaube, Menschen sollen keinen falschen Vorstellungen von sich und anderen nachjagen, sondern vielmehr lernen, sich selbst anzunehmen – mit all ihren Ecken und Kanten, mit all ihrer Zerrissenheit, mit all ihren Schwächen. Sie sollen ihr Scheitern in dem ein oder anderen Lebensbereich eingestehen, für diese „Schuld“ durchaus Verantwortung übernehmen, aber sich davon nicht erdrücken und lähmen lassen.
Was Parallelen zwischen Romanfiguren und realen Personen anbelangt, so gibt es diese nie eins zu eins. Ich muss jedoch gestehen, dass ich ein gewisses boshaftes Vergnügen habe, mich an Menschen, mit denen ich im realen Leben Schwierigkeiten haben, zu „rächen“, indem ich manche Eigenschaft oder den Namen bei einer unsympathischen Nebenfigur einfließen lasse.
Welche Bücher lesen Sie selbst?
Ich lese sehr viele Unterhaltungsromane, grundsätzlich aus allen Genres. Natürlich versuche ich, viele historische Romane zu lesen. Dahinter steckt nicht nur der Wunsch nach unterhaltsamer Lektüre, sondern ich empfinde das als Teil meines „Jobs“ – nämlich zu wissen, was sich auf dem Buchmarkt tut, was gerade beim Publikum ankommt.
Ich glaube zwar, dass man sich hüten muss, jedem Trend nachzusprinten und ständig auf die Bestsellerlisten zu schielen, aber ich sehe es als Verantwortung gegenüber meinen Lesern an, deren Interessen und Vorlieben zu berücksichtigen. Ich schreibe eben nicht nur für mich, sondern ich will möglichst viele Menschen erreichen, unterhalten, berühren.
Eher unvoreingenommen, weil ohne „professionelles Interesse“ lese ich Thrillers, Krimis und sämtliche Arten von Gruselgeschichten. Gerade weil das oft wenig mit meinem eigenen Genre zu tun hat, kann ich dabei am besten abschalten.
Überdies lese ich sehr viele Werke, die als „E–Literatur“ klassifiziert werden (wobei ich eine strikte Trennung zwischen E– und U–Literatur ablehne) und Klassiker der Weltliteratur. Hinsichtlich letzterer war „Doktor Faustus“ von Thomas Mann eines der wichtigsten Bücher in meinem Leben. Der Protagonist Adrian Leverkühn fasziniert mich bis heute. Ein weiteres Buch, das ich als “Buch meines Lebens” bezeichnen würde, ist Ayelet Gundar-Goshens “Eine Nacht, Markowitz”.
Welche Tipps haben Sie für Menschen, die gerne Romanautoren werden möchten?
Vor allem diesen einen: sich ernsthaft überlegen, ob es tatsächlich die größte aller Leidenschaften ist zu schreiben. Manche denken, man könnte einfach mal so nebenbei ein Buch verfassen und damit auch noch das große Geld verdienen , aber so klappt das meistens nicht mit der Autorenkarriere. Eine solche verlangt sehr viel Zeit und Einsatz, und das über viele Jahre, in denen der Erfolg meist auf sich warten lässt.
Was man auf jeden Fall zu bedenken hat: Um ein erfolgreicher Autor zu sein, braucht es nicht nur ein hohes Maß an Kreativität und Fantasie, erzählerisches Talent und Sprachgefühl – sondern auch noch ganz andere wichtige Eigenschaften: Zum einen muss man ein Mensch sein, der gut mit sich alleine sein kann. Denn Schreiben ist eine einsame Arbeit, und oft dauert es Monate, bis man Feedback bekommt. Man muss sich selber gut organisieren können, quasi sein eigener Chef sein. Für leidenschaftliche Teamplayer sehe ich da große Schwierigkeiten.
Und zum anderen: Man muss wahnsinnig viel Geduld aufbringen. Wer Tag für Tag ein Erfolgserlebnis haben möchte, dem wird es zu lange dauern, monate- vielleicht sogar jahrelang an einem Buch zu arbeiten. Und selbst wenn es dann fertig geschrieben ist, ist das Warten noch lange nicht zu ende: Man wartet auf einen Vertrag mit dem Agenten, mit dem Verlag, und selbst wenn dieser abgeschlossen ist, dauert es meistens noch mindestens ein Jahr, bis das Buch auch in den Läden liegt. Und dann heißt es wieder warten: nämlich wie es bei den Lesern ankommt. Außerdem ist es selten so, dass man bereits mit dem ersten Romanversuch den großen Erfolg einfährt. Viele Werke verschwinden vorerst mal in der Schublade, bis man genügend Routine hat, um wirklich ein markttaugliches Manuskript abzugeben. Das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern fordert einem also enorm viel Ausdauer ab.
Allerdings: Wenn man die richtige Einstellung und Erwartung mitbringt und die größte Befriedigung im Schreiben an sich sieht, nicht im Ruhm oder in Buchmessen-Partys, gibt es in meinen Augen kaum etwas Schöneres und Erfüllenderes als Schriftsteller zu sein.