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Irland unter den Normannen

Irland unter den Normannen

Das Jahrzehnt von 1175 bis 1185 war entscheidend für die Konsolidierung der normannischen Herrschaft in Irland. 1175 schlossen König Henry und der letzte irische Hochkönig Ruari O’Connor den Vertrag von Windsor. Der sprach dem Hochkönig zwar eigenes Land zu – allerdings unter der Voraussetzung, dass er Tribut an Henry zu zahlen müsste und die normannischen Barone an der Westküste ungehindert Burgen bauen könnten. Schon 1177 war dieser Friede mehr oder weniger außer Kraft gesetzt, weil die Normannen ihr Territorium erweitern wollten, viele Iren aber erbitterten Widerstand leisteten und König Henry in anderen Regionen seines Reichs zu beschäftigt war, um persönlich einzugreifen.
Eine Schlüsselfigur in diesem Kampf um die Grüne Insel war Hugh de Lacy, der schon 1172 von König Henry als Statthalter eingesetzt worden war und nach Strongbows Tod 1176 noch einflussreicher wurde. Er festigte die Macht in Leinster und Meath und heiratete 1180 Rose ní Connor, die Tochter des letzten Hochkönigs.
1185 war er jedoch auf die Unterstützung der irischen Bevölkerung angewiesen, um einer unerwarteten Bedrohung Herr zu werden. Damals landete Prinz John (Lackland, „Ohneland“ genannt) mit einer Streitmacht auf der Insel, um diese für sich zu beanspruchen. König Henry hatte seinen Sohn nämlich zum „Lord von Irland“ ernannt und wollte seinen Status sogar festigen, indem er ihn zum König nannte und krönen ließ – etwas, dem sich Papst Lucius III. widersetzt hatte, dem sein Nachfolger Urban III. aber zustimmte. Als Zeichen seiner Unterstützung ließ der Papst nicht nur eine Bulle veröffentlichen, in der er bekräftigte, dass Irland zu England gehörte, sondern von zwei Legaten eine Krone mit vergoldeten Pfauenfedern an Henry schicken.
Doch anstatt vollendete Tatsachen zu schaffen und die wichtigsten Burgen in seinen Besitz zu bringen, hielt John in Irland einen so aufwändigen Hofstaat, dass ihm bald das Geld ausging. Hugh de Lacy tat ebenso das Seinige, um ihn zu vertreiben – was ihm schließlich wohl auch aufgrund eines Bündnisses mit etlichen einflussreichen irischen Königen gelang.
In dieser Zeit kam das Sprichwort auf, dass die fremden Besatzer mittlerweile „irischer als die Iren selbst“ geworden seien, lateinisch überliefert als „Hiberniores Hibernis ipsis“ – wohl ein Zeichen für die zunehmende Assimilation.
Sehr lange konnte sich Hugh de Lacy nicht über seinen Erfolg über John erfreuen, wurde er doch 1186 ermordet. Damit begann zwar eine neue Phase der Instabilität – dass irische und normannische Kultur aber immer stärker ineinander aufgingen, war aber ein unumkehrbarer Prozess.