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Alltag in Irland

Alltagsleben im mittelalterlichen Irland

Das Alltagsleben im mittelalterlichen Irland scheint schwerer zu rekonstruieren als die politischen Ereignisse. Von Letzteren berichten die Chronisten ausführlich, während sie die Lebensbedingungen vor allem der einfachen Bevölkerung meist außer Acht lassen. Allerdings gibt es zwei Quellen, die durchaus Rückschlüsse zulassen: Zum einen Heiligenviten, zum anderen Legenden von berühmten Kriegern (wie z.B. Cú Chulainn). Darin werden immer sehr konkrete Lebenssituationen beschrieben und in diesem Kontext erwähnt, wie sich die Menschen verhalten haben, was sie gegessen, womit sie sich bekleidet, wie sie den Tag verbracht haben.

Abgerundet werden die Erkenntnisse, die man daraus gewinnt, dank archäologischer Funde.

 So wissen wir heute z.B., dass die irischen Krieger einst ziemlich eitel waren: Man legte nicht nur Wert auf langes Haar, sondern auf gepflegte Fingernägel. Manche Krieger färben diese mit einer Substanz sogar rot. Bei Frauen waren kleine goldene Kugel beliebt, die sie sich an ihre Zöpfe banden, und auch Schminke war gebräuchlich: Die Augenbrauen wurden gerne schwarz gefärbt, und Wangen und Augenlider mit einem Pulver aus Erlenzweigen und Hollunderbeeren eingerieben.

Das tägliche Bad – in einer fensterlosen, mit Steinen ausgelegten Kammer und in mit Ölen und Kräuter angereicherten Wasser – gehörte für die Oberschicht zur täglichen Routine. Das schützte allerdings nicht vor Läusen und Flöhe – weswegen z.B. die Dubliner gerne Flohfallen trugen: kleine trichterförmige Geräte, die mit einer klebrigen Substanz wie Honig oder Harz gefüllt waren.

Fleisch zu essen war ein Statussymbol. Bei Festmählern wurde sorgsam darauf geachtet, dass die Qualität der ausgeteilten Stücke dem Rang der jeweiligen Person entsprach. Am beliebtesten war Schweinefleisch, aber auch Rindfleisch wurde in Massen konsumiert – wenn auch nicht wie heute als blutiges Steak serviert, sondern mit Honig und Salz eingerieben, erst auf abgeschälten Haselnusszweigen über dem Feuer geröstet und später auf heißen Steinen weiter gebraten.
Die ärmeren Schichten mussten sich oft mit Gemüse (z.B. Kohl, Pastinaken, Kürbis) oder Milchprodukten begnügen, wobei der irische Käse gerüchteweise so hart war, dass man damit jemanden erschlagen konnte. Zumindest soll ein gewisser Furbaide den Tod gefunden haben, als Königin Maive einen Käsewürfel auf ihn schleuderte.

Eine Fülle solcher Details (auch hinsichtlich Kleidung, Schmuck, Werkzeug, Häuser und Medizin) ist im Roman eingearbeitet. Wer sein Wissen über das Alltagsleben im Irland des Mittelalters darüber hinaus vertiefen will, sei an das hervorragende, zweibändige Werk von P. W. Joyce „A social history of ancient Ireland“ verwiesen – eine wahre Fundgrube für Informationen dieser Art.