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Die Christianisierung Islands

Die Christianisierung Islands (A.D. 1000)

Es gibt verschiede Theorien, wann genau die Besiedelung Islands begann – darunter auch die, wonach die ersten Siedler irische Mönche waren. Zu belegen ist dies jedoch nicht. In der großen Einwanderungswelle im 9. Jahrhundert, der sogenannten Landnahmezeit, waren es vor allem Wikinger, großteils Norweger, die sich auf der Insel aus Eis und Feuer eine neue Heimat schufen. Sie waren zwar allesamt Heiden, doch viele Sklaven, die sie mitbrachten, waren Christen, v.a. die irischen.

Ende des 10. Jahrhunderts strömten immer wieder christliche Missionare nach Island. Eine besonders exzentrische Persönlichkeit dürfte der deutsche Priester Thangbrand gewesen sein, der bekannt dafür war, Widersacher notfalls mit seinem Knüppel zu erschlagen. Große Erfolge erzielte er aber nicht.
Weitaus enger als mit seinem Namen ist die Christianisierung Islands mit Gissur und Hjálti verknüpft, wobei diese beiden den Isländern weniger die frohe Botschaft von Christus, als eine Drohbotschaft von König Olaf Haraldsson überbrachten. Nachdem sich der König von Norwegen selber zum Christentum bekehrte, ließ er alle Isländer, die sich in Norwegen aufhielten, gefangen nehmen und drohte nicht nur deren Hinrichtung, sondern auch den Abbruch der lebensnotwendigen Handelsbeziehungen an, falls sich die Isländer nicht taufen ließen.

Dieses Ultimatum, dass Gissur und Hjálti ihren Landleuten überbrachten, wurde auf dem Althing – der jährlich Versammlung – im Jahr 1000 diskutiert. Die Entscheidung wurde schließlich in die Hände des damaligen Gesetzessprecher Thorstein Thorkelsson (manchmal wird er auch Thorgeirr genannt) gelegt, der diese nach einer Nacht und einem Tag des Nachsinnens kundtat. Alle Isländer mussten sich demnach taufen lassen, manch heidnischer Brauch – wie die Aussetzung von Kindern – wurde verboten. Andere heidnische Riten – wie die Opferung von Tieren und der Verzehr von Pferdefleisch – durften dagegen weiterleben, solange man sie im Geheimen verrichtete.

Dieses Ereignis wurde sowohl von der christlichen als auch nationalistische Geschichtsschreibung teilweise stark verzerrt. Entweder wurde es zum großen Triumph für den christlichen Glauben umgedeutet oder als Beweis für eine funktionierende parlamentarischen Demokratie hochstilisiert – was beides eine Übertreibung ist.
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ausschlaggebend für die Ad-hoc-Bekehrung waren wohl weniger religiöse Gründe als vielmehr der Pragmatismus und die typische Anpassungsfähigkeit, die den Wikingern oft nachgesagt werden, und nicht zuletzt der Wunsch, es sich mit einem wichtigen Handelspartnern nicht zu verscherzen.

In der Folgezeit hatte es das Christentum trotzdem schwer. Zwar hielt die von Thorstein verordnete Toleranz hielt nicht lange an – wenige Jahre später durften auf Island überhaupt keine heidnischen Riten mehr praktiziert werden -, doch ein echter Machtfaktor war die junge Kirche nicht. Nicht zuletzt aufgrund des hartes Lebens standen diePriester in einer deutlich stärkeren, auch wirtschaftlichen Abhängigkeit zu Großgrundbesitzern als anderswo und konnten darum selten eigene Ziele – wie z.B. den Bau von Kirchen – durchsetzen.