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Schönheitspflege in der Renaissance

Schon in der Antike war es üblich, dass Menschen ihr Aussehen nicht als naturgegeben hinnahmen, sondern nachhalfen, um Schönheit zu erlangen und zu erhalten. Legendär ist nicht nur Kleopatras tägliches Bad in Stuten- oder Eselsmilch – auch die Perlen, die die ägyptische Herrscherin in Essig aufgelöst zu sich genommen haben soll, um damit für eine glatte Haut zu sorgen. Eine Durchschnittsägypterin konnte sich besagte Perlen zwar nicht leisten, doch die Paste, die Kleopatra zur Haarentfernung benutzte – bestehend aus Zucker, Zitronensaft und Olivenöl – fand noch Jahrhunderte später ihre Anwendung.

Kleopatra

Poppaea Sabina wiederum, die zweite Frau Neros, soll für ihr tägliches Schönheitsprogramm hundert Sklaven beschäftigt haben. Um die Haut zu klären, trugen ihre Sklavinnen täglich eine Maske aus feuchtem Mehl auf, mit der sie schlief. Nachdem die harte Kruste am Morgen abgewaschen worden war, wurden Kalk und weißes Blei aufgetragen, um die Falten zu glätten. Und wer weiß: Vielleicht hat sie auch eine Salbe ausprobiert, deren Rezept aus der Feder des großen Arztes Hippokrates stammt. Sie bestand aus der Leber einer Eidechse, die man mit Olivenöl und mit unverdünntem Wein vermischte.

Poppaea Sabina

Mochten in den nächsten Jahrhunderten die Kirchenmänner auch noch so gegen Frauen wettern, die sich nicht so akzeptieren wollen, wie Gott sie schuf und ihnen schlimme Strafen androhen – das Geschäft mit der Schönheit florierte bereits lange vor der Erfindung des Vampirliftings oder der Botoxbehandlungen.
Das Wort Schminke kam zwar erst im 16. Jahrhundert auf, aber schon davor waren insbesondere die Italienerinnen mit der Kunst des „farsi bella“, des „Schönmachens“ vertraut.
Viele Schönheitsgeheimnisse wurden in der Epoche der Renaissance zunächst unter Kurtisanen ausgetauscht, doch alsbald sprach sich deren Wissen auch bei anderen Frauen um, die dem damals gängigem Schönheitsideal – ein weißer, strahlender Teint, von dem sich rosige Wangen, fein geschwungene Lippen und mit Kohlestift nachgezogene Brauen abhoben – zu entsprechen versuchten.

Junge Frau bei der Toilette (Giovanni Bellini)

Unter anderem waren diverse Salben zwecks Erlangung einer ebenmäßigen, glatten Haut im Umlauf, deren oft wenig schmackhafte Grundlage – Rindergalle oder Froschlaich – mit wohlriechenden Ingredienzien wie Moschus, Zimt, Myrrhe oder Sandelholz übertüncht wurden. Neben naheliegenden Inhaltsstoffen wie Rosenwasser, Honig und Borax setzte man auch auf ungewöhnliche Zutaten wie den Urin eines jungfräulichen Knaben oder Muttermilch.
Hinsichtlich Make-up war ein Rouge aus Brasilholz oder Sappanholz beliebt, während man für die Lippen ein subtileres Korallenrot verwendete. Waren im Mittelalter noch Lidschatten in Grün, Blau, Grau verbreitet, umrandete man nun das obere Augenlid unter Zuhilfenahme eines dünnen, hölzernen Stabes mit einer schwarzen Flüssigkeit. Die Wimpern wurden nicht getuscht, jedoch die Augenbrauen gezupft und nachgezogen.

Venus vor dem Spiegel (Tizian)

Ganz besonders wichtig war die vornehme Blässe. Um diese zu erreichen, verspeisten die Damen der Renaissance schon mal Kies, Asche und Kohlestaub, was Übelkeit und Erbrechen hervorrief. Zu gleichem Zweck unterzogen sie sich der unangenehmen Prozedur eines Aderlasses, setzten sich Blutegel hinters Ohr oder tranken Elfenbeinpulver – ganz zu schweigen davon, dass sie als Bleichmittel gerne Crocodilea verwendeten, bestehend aus den Exkrementen von Krokodilen.
Am verbreitetsten aber war Cerusa – eine Grundierung auf der Basis von Bleiweiß, die in Windeseile alabasterne Haut zauberte, allerdings schlimme Nebenwirkungen hatte. Nicht nur, dass sie – wenn sie zu üppig aufgetragen wurde – verhärtete und die Damen vom Sprechen abhielt. Bleiweiß ist hochgiftig und rief bei regelmäßigem Gebrauch schwere Gesundheitsschäden (von Haarausfall bis Zahnverlust und Hautentzündungen), hervor.

Junge Frau mit Spiegel (Tizian)

Bei der Pflege des Haars kam es darauf an, dass selbiges an der richtigen Stelle üppig wuchs, an anderer aber gar nicht. Zum Epilieren war ein Eichenfarnmittel im Umlauf, es wurden auch Kolophonium, Kaugummi und Ammoniakgummi zusammen gekocht, um dann wie ein Teig geknetet zu werden. Neben den Augenbrauen zupfte man sich auch die Stirnhaare aus, war eine hohe Stirn noch in Mode.
Haarausfall am Kopf war dagegen eine Katastrophe – und nicht immer half es, Asche von Ziegenmist auf die lichten Stellen zu legen. Oft musste man mit falschen Haarteilen nachhelfen oder Seidenpapier und Goldfäden ins verbliebene Haar flechten.
Die beliebteste Haarfarbe war Rotgold. Teure Haarfärbemitteln beinhalteten Auripigment – wenig hochwohlgeborene Damen bereiteten mit Hilfe von jungen Blättern der Birke einen Sud zu. Rötliches Haar wurde mit Walnussöl, das man mit Honig und Weißwein vermischte, erreicht, Mitteln zum Bleichen sahen Safran, Alaun und Schwefel vor.

Lucrezia Borgia

Wie schon in der Antike nahm man sich nicht selten prominente Frauen, die für ihre Schönheit gerühmt wurden, zum Vorbild.
Zwar machten wohl nicht alle Lucrezia Borgias Verjüngungskur mit – sie bestand aus einer Taube, deren aufgeschnittenen und ausgenommenen Leib sie sich als Maske auf das Gesicht legte. Umso mehr schwor man auf einen weiteren ihrer Tricks: Eine Salbe aus Schneckenschleim, die für ein möglichst faltenfreies Gesicht sorgen sollte.
Im Florenz der Medici viele Frauen war wiederum Simonetta Vespucci das „role-model“ schlecht hin.

Simonetta Vespucci

Was heute Instagram ist, waren im 16. Jahrhundert „Segreta“, Frauenratgeber, die neben Kochrezepten, Ratschlägen zur Haushaltsführung und medizinischem Knowhow auch Schminktipps beinhalteten. Zunächst in Form von Flugblättern, die von Hand abgeschrieben wurden, verteilt, ermöglichten der Buchdruck und die darauf folgende Gründung vieler Verlage die Massenproduktion. Die meisten Segreta waren so billig wie eine Scheibe Brot oder eine Flasche Wein und avancierten oft zu Bestsellern. Sehr berühmt war das Buch „Gli Experimenti“ aus der Feder von Caterina Sforza. Nebst Schönheitstipps findet sich darin auch die Anleitung für den perfekten Giftmord.

Gli Experimenti