1064
Die Stadt Barbastro im maurischen al-Andalus wird im Frühjahr durch ein christliches Heer belagert und eingenommen. Zahlreiche Bewohner, darunter viele „qiyan“, werden versklavt.
1086
Nach dem Tod von Herzog Gui Geoffroi von Aquitanien wird sein noch minderjähriger Sohn Guillaume für volljährig erklärt, um die Herrschaft übernehmen zu können.
1090
Yusuf ben Taschfin von Marokko unterwirft etliche Taifas in al-Andalus. Viele muslimische, aber auch jüdische Familien, darunter angesehene Mediziner und Astronomen, fliehen in die Grafschaft Toulouse.
1093
Nach dem Tod von Graf Guilhelm IV. von Toulouse übernimmt sein Bruder Raimon de Saint-Gilles die Macht, obwohl als wahre Erbin Guilhelms Tochter Philippa gilt.
1094
Sancho Ramirez, König von Aragon und erster Ehemann von Philippa von Toulouse stirbt bei der Belagerung von Huseca. Bald wirbt Guillaume von Aquitanien um die junge Witwe, Ende des Jahres heiraten sie.
1095
Papst Urban II. ruft im November auf dem Konzil von Clermont zum Kreuzzug auf.
1096
Papst Urban II. hält sich für längere Zeit in Aquitanien auf, kann Herzog Guillaume jedoch nicht zu einer Teilnahme am Kreuzzug überreden. Dieser verfolgte andere Pläne: Während einer Versammlung von Kirchenfürsten und Baronen erklärt er sich aufgrund seiner Ehe mit Philippa zum Grafen von Toulouse. Die Gelegenheit scheint günstig, da Raimon de Saint-Gilles ins Heilige Land aufbricht. Allerdings ist Guillaume bald gezwungen, eine Revolte im eigenen Land niederzuschlagen.
Unterdessen werden die Regensburger Juden zwangsgetauft, nachdem ein Kreuzfahrerheer durch die Stadt marschiert ist. Ein Jahr später gestattet ihn den Kaiser, an ihren Bräuchen festzuhalten.
1098
Nachdem sich ihm Ebbon de Parthenay, einer seiner größten Widersacher, unterworfen hat, bereitet Guillaume alles für die Machtergreifung in Toulouse vor. Nach anfänglichem Widerstand des Klosters Saint-Sernin gelingt der Machtwechsel nahezu ohne Blutvergießen. Die Regierung übernimmt Philippa, ist Guillaume doch bald anderweitig beschäftigt: Er unterstützt den englischen König William Rufus gegen König Philippe von Frankreich und fällt mit ihm in die Normandie ein.
1099
Im Juli fällt Jerusalem an das christliche Kreuzfahrerheer, bald darauf wird ein neuer Papst – Pascal II. – gewählt.
Philippa bringt in Toulouse ihren ersten Sohn zur Welt.
1100
Nach dem Tod von Gottfried von Bouillon wir die Lage der Kreuzfahrer wieder prekär. Streitkräfte aus der Lombardei brechen in Richtung Heiliges Land auf, um ihre Position zu stärken und noch mehr Land zu erobern.
Guillaume beschließt, es ihnen gleichzutun, nachdem er auf dem Konzil von Poitiers mit Bischof Petrus in eine gewaltsame Auseinandersetzung gerät, die nur der Wanderprediger Robert d’Arbrissel befrieden kann. Um seinen Kreuzzug zu finanzieren, übergibt er die Grafschaft Toulouse an den Sohn von Raimon de Saint-Gilles, Bertrand. Die Herrschaft in Aquitanien legt er in Philippas Hände.
1101
Im Frühling bricht Guillaume ins Heilige Land auf und erreich über Regensburg, Österreich, Ungarn, Serbien und Bulgarien Byzanz. Weitere gekrönte Häupter wie Welf IV. von Bayern oder Ida von Österreich schließen sich ihm an.
Im Juli überschreitet das Heer den Bosporus, doch schon im August fügen ihnen die Seldschuken eine vernichtenden Niederlage bei Herkleia zu. Nur wenige Überlebende können sich nach Tarsus, der Hauptstadt des Königreichs Armenien, retten.
1102
Nach einem Aufenthalt in Antiochia erreicht Guillaume rund um Ostern Jerusalem. Sein erster Versuch, in seine Heimat zurückzukehren, scheitert aufgrund eines schweren Sturms. Nachdem er sich an der erfolglosen Belagerung von Ascalon beteiligt, schifft er sich erneut ein und kehrt Ende Oktober nach Poitiers zurück.
1103
Im Frühjahr nimmt Guillaume sein öffentliches Leben wieder auf – unter anderem besetzt er den Stuhl des Erzbischofs von Bordeaux neu. Insgesamt scheint er nun aber ein größeres Interesse an der Dichtkunst als an der Politik zu haben.
Rund um diese Zeit bekommt Robert d’Arbrissel die Erlaubnis des Papstes zur Gründung eines Ordens und lässt sich mit einer Gemeinschaft von Getreuen in Fontevraud nieder.
1105
Raimon de Saint-Gilles stirbt bei der Belagerung von Tripolis. Sein Kampf ums Heilige Land wir von seinem Sohn Bertrand fortgeführt.
1106
In Poitiers finden diverse Bauarbeiten statt: Die römischen Mauern werden verstärkt, auch der Turm Maubergeonne errichtet. Erneut findet hier ein Konzil statt, bei dem für einen neuen Kreuzzug plädiert wird. Die Pläne zerschlagen sich allerdings.
1107
Guillaume geht mit dem Papst, dem er ein Treffen verweigert, ebenso auf Konfrontationskurs wie mit Louis, dem neuen König von Frankreich. Noch kann er sich das erlauben, ist doch der Frieden in seinem Reich gewahrt. Dabei bleibt es jedoch nicht.
1110
Ein Krieg bricht aus, als sich alte Widersacher gegen Guillaume erheben. Zahlreiche Dörfer und Burgen werden niedergebrannt, eine schwere Hungersnot bricht aus.
Zugleich kommt es zu einer neuerlichen Konfrontation zwischen Guillaume und der Kirche. Aufgrund seiner offen ausgelebten Beziehung mit Dangerosa, der Gattin von Aimery de Châtellerault, wird Guillaume vom Karindallegaten Girard exkommuniziert.
1111
Als die Burg Taillebourg nahe von Saintes von seinen Feinden belagert wird, wird Guillaume schwer am Oberschenkel verletzt. Die Zeit der Rekonvaleszenz verbringt er in Saint-Jean-d’Angély. Der Krieg endet mit einem Waffenstillstand.
1112
Nach dem Tod von Bertrand im Heiligen Land ist Raimons zweiter Sohn Alphonse-Jourdain noch zu klein, um die Herrschaft in der Grafschaft Toulouse zu übernehmen. Guillaume und Philippa wittern eine neue Chance zur Machtübernahme.
1113
Im Frühling brechen Guillaume und Philippa gemeinsam mit ihrem neugeborenen zweiten Sohn Raimon nach Toulouse auf und richten sich ohne Waffengewalt ein.
Guillaumes Kampf mit der Kirche spitzt sich unterdessen zu.
1114
Erzbischof Petrus von Poitiers bekräftigt den Kirchbann, woraufhin Guillaume ihn in den Kerker werfen lässt. Später schickt er ihn ins Exil, wo der geschwächte Petrus stirbt.
Zugleich lehnen sich die Bürger von Toulouse gegen Guillaumes und Philippas Herrschaft auf – bei Ausschreitungen wird der Bischof von Pampelune getötet. Mit einer prunkvollen Prozession zu Allerheiligen versuchen Philippa und Guillaume das Volk zu beschwichtigen.
1115
Obwohl die Lage in Toulouse wieder unter Kontrolle ist, verzichtet Philippa auf ihre Macht in Toulouse, zieht sich in ein Kloster zurück und stirbt dort wenige Jahre später. Ihr Sohn Raimon bleibt in Toulouse, um hier dereinst die Herrschaft zu übernehmen.
1117
Guillaumes Exkommunikation wird endlich aufgehoben. Robert d’Arbrissel stirbt und steht zum Zeitpunkt seines Todes im Ruf, ein Heiliger zu sein.
1118
Auf dem Konzil von Toulouse wird zu einem Kreuzzug nach al-Andalus aufgerufen. Guillaume verweigert sich dem, doch einstige Getreue von Philippa überqueren die Pyrenäen und erobern Saragossa.
1119
Vom neuen Papst Calixtus II. wird Guillaume einmal mehr für seinen unsittlichen Lebenswandel kritisiert. Nur weil er zum Konzil von Reims nicht erscheint, kann sich der Herzog einer neuerlichen Exkommunikation entziehen. Unterdessen bittet Alphonse-Jourdain den Papst darum, ihn als Erben von Toulouse anzuerkennen. Noch kann er Calixtus nicht auf seine Seite ziehen, sagt Guillaume doch die Teilnahme an einen weiteren Feldzug nach al-Andalus zu.
1120
Mit sechshundert Ritte überquert Guillaume die Pyrenäen, trifft am Ebro mit dem König von Aragon zusammen und erringt bei Cutanda einen glänzenden Sieg über das maurische Heer.
Zugleich verliert er jedoch Toulouse, nachdem sich Alphonse-Jourdain mit einstigen Verbündeten von Philippa zusammentut und Guillaumes Sohn Raimon vertreibt.
1121
Aénor, die Tochter von Guillaumes langjähriger Geliebten Dangerosa, heiratet seinen Sohn und den Erben von Aquitanien, den späteren Guillaume X. Ihre Tochter Aliénor, die ein Jahr später geboren wird, wird dereinst als „Königin der Troubadoure“ gefeiert werden.
1126
Guillaume stirbt im Alter von 54 Jahren und wird in der Abtei von Montierneuf begraben. Zu seinem Erbe gehört nicht nur sein mächtiges Herzogtum, sondern insgesamt neun Lieder, die aus seiner Feder stammen sollen und alsbald verschriftlicht werden. Sie legen den Grundstein für den Minnesang, der gesungenen Liebeslyrik, die der westeuropäische Adel von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts pflegt. Erst wird diese im Norden Frankreichs verbreitet, dann im deutschsprachigen Gebiet. Von hier stammt auch der berühmteste Minnesänger Walther von der Vogelweide (1170-1230), der zunächst am Hof der Babenberger in Wien Ruhm erlangt.